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Hörspiele

13.07.12 00:00 Uhr Bayern 2

Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Unheimlichkeit der Zeit. Bilder aus meiner Heimatstadt - 13.07.2012

"Nachrichten von den Gefühlen." Um Zusammenhang herzustellen, muss Zusammenhang aufgegeben werden. Die Geschichten in Unheimlichkeit der Zeit erschienen erstmals 1977. In 18 Heften sind Bruchstücke aus DDR-, Kriegs- und Vorkriegszeiten versammelt. Zur Zeit der Niederschrift lag Alexander Kluges Vater im Sterben. Kluge hält Erinnerungen an seine Vorfahren fest. Er beschreibt seine Heimatstadt Halberstadt. Der Vater "sitzt an seinem Schreibtisch mit Ausblick auf den Bismarckplatz, den er so sieht, wie er dort liegt, mit den modernisierten Blumenrabatten der DDR-Gartenverwaltung, abgeholzten Büschen usf., er kann aber, wie auf Knopfdruck, den Platz auch in der Gestalt sehen, die er in den dreißiger Jahren hatte, oder in der Gestalt von 1916." Den Abschied vom Vater beschreibt Kluge über den 'Zustand des Gartens': "Zwischen diesem Garten und den Händen, die ihn bearbeitet haben eine unüberwindliche Stufenfolge von zehn steinernen Treppenstufen...

24.08.12 00:00 Uhr Bayern 2

Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Unheimlichkeit der Zeit. Der Luftangriff auf Halberstadt - 24.08.2012

Am 8. April 1945 wird Halberstadt durch alliierte Bomber fast vollständig zerstört. Zehn Meter neben dem 13-jährigen Alexander Kluge schlägt eine Sprengbombe ein. Seine dominierenden Gefühle in dieser Situation sind die Vorfreude, den Schulkameraden von der Bombe zu berichten und die Angst um die Scheidung der Eltern. Erst Mitte der Siebziger Jahre ist sein Abstand zu den Ereignissen groß genug, um davon zu erzählen. Seine Beschreibung stellt einen wichtigen Bezugspunkt in der Darstellung des Luftangriffs auf deutsche Städte und ihre Zivilbevölkerung dar. Laut Kluge sagt eine einfache Wiedergabe der Realität weniger denn je etwas über die Realität aus. "Es muss möglich sein, die Realität als die geschichtliche Fiktion, die sie ist, auch darzustellen". In diesem Sinne erzählt Kluge von der Zerstörung des Kinos Capitol, den luftschutzdienstverpflichteten Turmbeobachterinnen Frau Arnold und Frau Zacke und den Ausführungen des Bomber-Piloten Anderson: "'Die Ware musste runter auf die Stadt

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17.08.12 00:00 Uhr Bayern 2

Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Unheimlichkeit der Zeit. Verschrottung durch Arbeit - 17.08.2012

Im bereits zerfallenden Dritten Reich wurde 1944 in der Nähe von Halberstadt eine Außenstelle des KZ Buchenwald eingerichtet. Neben einer Untertunnelung des Harzsandsteingebirges für Rüstungsproduktion wurde gezielt "Vernichtung durch Arbeit" betrieben. Mehr zum Inhalt: Während der gesamten Zeit seiner Existenz befanden sich über 7.000 Häftlinge im Lager. Ungefähr 2.000 Tote waren bis zur Befreiung des Lagers am 11. April 1945 zu verzeichnen. Über 2.500 Häftlinge starben auf dem "Todesmarsch", auf den die gehfähigen Häftlinge des Lagers am 9. April 1945 geschickt worden waren. 1949 wurden am Ort der Massengräber ein Mahnmal und Gedenktafeln eingeweiht, 1976 ein Museum. 13 Alexander Kluge ergänzt diese Fakten durch Beschreibungen des "unternehmerischen Umfelds": Organisation und Selbstversorgung des Lagers, Schikanen der SS- Wachführer, Verbesserungsvorschläge der Häftlinge, Führungsproblem der Wachtruppe, Protokoll der Auflösung und Zerstreuung, Denkmalsplanung zu DDR-Zeiten. / Mit Al

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12.08.12 15:00 Uhr Bayern 2

Kathrin Röggla/Leopold von Verschuer: publikumsberatung - 12.08.2012

Der Referent der live im Radio übertragenen Hauptstadtkulturgespräche ist ab-, ein Ersatzreferent kurzfristig eingesprungen. Dieser nutzt seine Chance zu einem unaufhaltsam scheiternden Vortrag und verliert sofort den Faden. Seine Reflexionen mäandern von einem 1Eauf den Hund gekommenen Katastrophenfilmgenre 1C über 1EAngstschulden 1C, zur 1ELust am Richten 1C, streifen das bislang viel zu wenig beachtete Thema 1EStottern im Barock 1C und gelangen schließlich zur Frage: Was ist eigentlich ein erfolgreicher Hörer? Der Redakteur des Abends bemüht sich in der Regie vergeblich um Steuerung, doch der Ersatzreferent lässt sich durch nichts abbringen. Auch nicht dadurch, dass sein Mikrofon irgendwann selbst zu sprechen beginnt und das Publikum im Sendesaal Einwände erhebt oder sogar den Saal verlässt. Das Reale bricht ein in die Fiktion und lässt Ebenen und Sinnzusammenhänge verschwimmen. Der Hörer wird von Anfang an in Orientierungsnot gebracht. Die publikumsberatung bedient sich aller T

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05.08.12 15:00 Uhr Bayern 2

Thomas von Steinaecker: Die Entstehung des Hörspiels "Umbach muss weg" - 05.08.2012

Der Autor Thomas von Steinaecker führt ein Interview mit dem Synchronsprecher Martin Umbach. Lebensstationen ziehen vorbei, das Scheitern als Schauspieler, der Neuanfang und rasante Aufstieg bei der Filmsynchronisation. Nach dem Gespräch ist für von Steinaecker klar, dass er bei seinem Hörspiel über Martin Umbach so authentisch wie möglich vorgehen möchte, am liebsten wäre ihm ein Hörspiel in Form eines fiktiven Features. Dafür erfindet er seine eigene Stellvertreterfigur: Nicole. An seiner Statt begibt nun sie sich auf weitere Recherche über Umbach. / Regie: Bernadette Sonnenbichler / BR 2012

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29.07.12 15:00 Uhr Bayern 2

Carl Einstein: Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders (2/2) - 29.07.2012

Es sind dilettantische Wunder-Sucher, die Carl Einstein in seinem 1912 gedruckten "Anti-Roman" versammelt. Ob im Café, im Bordell, im Zirkus oder im Kloster präsentieren die 19 Kapitel des Textes schlaglichtartig phantastische Szenen ohne klare Handlung oder eindeutige Charaktere. Vielmehr wird in einer energetischen Mischung aus Erzählung, Dialog, Lyrik, Pamphlet, Predigt oder Gebet die Überwindung von Vernunft, Gleichgewicht, Symmetrie und Einheit als Möglichkeit eines anderen Denkens und Befreiung der Empfindungen heraufbeschworen. Eine Idee, mit der sich Carl Einstein und die Künstlerkreise seiner Zeit vor der Folie einer Mechanisierung der Welt und des Verlustes spontaner Erfahrung identifizierten. Analog zur kubistischen Malerei provoziert der Text thematisch und formal andere Blicke auf die Welt, vermischt ohne Scheu zahlreiche Topoi aus Religion und Philosophie und rüttelt dabei auch an den Grenzen der Sprache: als explizite Sprachkritik, als Zitation oder Parodie naturwissensc

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22.07.12 15:00 Uhr Bayern 2

Carl Einstein: Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders (1/2) - 22.07.2012

Es sind dilettantische Wunder-Sucher, die Carl Einstein in seinem 1912 gedruckten "Anti-Roman" versammelt. Ob im Café, im Bordell, im Zirkus oder im Kloster präsentieren die 19 Kapitel des Textes schlaglichtartig phantastische Szenen ohne klare Handlung oder eindeutige Charaktere. Vielmehr wird in einer energetischen Mischung aus Erzählung, Dialog, Lyrik, Pamphlet, Predigt oder Gebet die Überwindung von Vernunft, Gleichgewicht, Symmetrie und Einheit als Möglichkeit eines anderen Denkens und Befreiung der Empfindungen heraufbeschworen. Eine Idee, mit der sich Carl Einstein und die Künstlerkreise seiner Zeit vor der Folie einer Mechanisierung der Welt und des Verlustes spontaner Erfahrung identifizierten. Analog zur kubistischen Malerei provoziert der Text thematisch und formal andere Blicke auf die Welt, vermischt ohne Scheu zahlreiche Topoi aus Religion und Philosophie und rüttelt dabei auch an den Grenzen der Sprache: als explizite Sprachkritik, als Zitation oder Parodie naturwissensc

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20.07.12 21:03 Uhr Bayern 2

Rudolf Herz: Der kalte Sommer 1912 - 20.07.2012

1912 verbrachte Marcel Duchamp einen kalten Sommer in München. Am 25. August schrieb er nach Hause: "Hier unaufhörlicher Regen, kalt." Rudolf Herz erklärt die überlieferten Wetterdaten des meteorologischen Landesamtes zur Partitur, die in einer freien Interpretation von dem Duo 48nord hörbar gemacht wird. Die Phase künstlerischen Umbruchs und emotionaler Belastung in der Biographie Duchamps wird dabei aufgegriffen und der Spannungszustand zwischen abstrakt-objektivierender Technologie und individuellem Tun ausgehend von den Daten zu Lufttemperatur, Luftdruck, Wind, Bewölkung des Sommers 1912 gestaltet. / Mit Cornelia Meliàn, Leo Gmelch, Markus Muench, Ulrich Müller, Wolfram Winkel, Sebastian Fuchs, 48nord / Realisation: 48nord / BR 2012

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18.07.12 00:05 Uhr Bayern 2

"Kaiser Wilhelm Overdrive" von Andreas Ammer

Original-Sound-Fragmente vom deutschen Weltkrieg 1914. Der Phonograph brüllt: "Jeder Schuß ein Ruß! Jeder Stoß ein Franzos'! Jeder Tritt ein Brit'!". Kammersänger Caruso und Kaiser Wilhelm schreien Schalltrichter an, damit ihre Befehle leben für alle Zeiten. // Mit Detlef Kügow, Lars Kurz / Realisation: Andreas Ammer / BR 1991

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06.07.12 00:00 Uhr Bayern 2

Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Wie kann ich mich schützen? Was hält freiwillige Taten zusammen? - 06.07.2012

"Wir müssen uns orientieren. Worauf muss ich vertrauen? Was hält freiwillige Taten zusammen?" Die Grundlage des Erzählens ist Einfühlung. "Kinder haben einen Traktor in Fahrt gesetzt. Die Eltern wollen retten. Vera F. gelingt es, den Jüngsten wegzustoßen. Sie wird selbst tödlich verletzt." Kleine Schwarz-Weiß-Abbildungen 13 Zeitungsfotos und Comicbilder mit Bildunterschriften 13 stehen in Alexander Kluges Chronik der Gefühle gleichwertig neben anderen Geschichten. Menschen riskieren ihr Leben, handeln, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken. Auf einer Zeichnung ist ein Bär zu sehen, der sich ein Kind ins offene Maul hält, davor die verzweifelte Mutter, im Hintergrund der fliehende Vater. Ein glücklicher Ausgang ist nicht zu erkennen, wird aber von Kluge behauptet: "Während ihr Mann vor einer Bärin flieht, packt die an sich sonst ängstliche Gerlinde die Füße ihres Kindes. Nicht die Kraft, wohl aber ihr Aufschrei irritierte das Ungetüm derart, dass es die Beute fallen ließ...

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29.06.12 00:00 Uhr Bayern 2

Thomas Meinecke/Michaela Melián/David Moufang: Konvent - 29.06.2012

Als textliches Ausgangsmaterial dienen die Protokolle eines Schriftstellertreffens aus dem Jahr 1964 im Literarischen Colloquium Westberlin, bei dem sich sechzehn jüngere Autoren mit arrivierteren, älteren Autoren darüber austauschten, welche erzählenden Formen ihnen als aktuell bzw. noch praktikabel erschienen. 'Konvent' lotet aus, was sich auch jenseits von herkömmlicher Syntax / Narrativität, als Geflecht, Textur, einen politischen Anspruch transportieren kann: in der sonisch generierten, visuell projizierten und verbal modulierten Erzählung. / Text: Thomas Meinecke / Komposition: David Moufang / Bilder und Projektionen: Michaela Melián / BR/intermedium 2 2002

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